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Lieferketten: regional vor global

06.05.2022

Europaministerin Melanie Huml im Gespräch mit Bambergs Bäckerobermeister Alfred Seel



Steigende Energiepreise und gestörte Lieferketten machen auch Bambergs Bäckern zu schaffen. Optimistisch bleibt Obermeister Alfred Seel trotzdem. Beim Besuch der Bamberger Landtagsabgeordneten Staatsministerin Melanie Huml (CSU) machte Seel deutlich:

 

Versorgungsengpässe bei den Backwaren müssen unsere Kunden nicht befürchten. Das liegt vor allem daran, dass wir unsere Zutaten überwiegend regional einkaufen“, so Seel. Bis auf wenige Spezialsorten stamme das Mehl von den Mühlen in der näheren Umgebung und die wiederum belieferten bevorzugt ihre Stammkunden – trotz der neuerdings stark gestiegenen Anfragen von Großunternehmen aus ganz Deutschland.

 

„Wir sind wirklich dankbar, dass zum Beispiel die Wiesneth Mühle aus Pommersfelden oder auch die Litz-Mühle aus Gremsdorf uns die Treue halten und wir unser Mehl weiter aus der Region beziehen können“, betont Alfred Seel. Auch die Bamberger Landtagsabgeordnete Melanie Huml sieht im Grundsatz „regional vor global“ einen echten Standortvorteil.

 

„Besonders im Bereich des Handwerks und auch in der Landwirtschaft sind wir hier im Bamberger Raum gut aufgestellt. Wie wichtig es ist, die regionalen Strukturen zu stärken, erleben wir gerade in diesen Krisenzeiten“, so Huml. Denn in den globalen Lieferketten gibt es immer wieder Verzögerungen. Obermeister Seel beispielsweise wartet nun schon seit mehreren Wochen auf Ersatzteile für einen seiner Backöfen.

 

„Die Pandemie, das Schiffsunglück im Suezkanal und nun der andauernde Krieg in der Ukraine führen zu einem Mangel bestimmter Produkte – mit weitreichenden Folgen“, erklärt die Europaministerin. „Steigende Preise und längere Wartezeiten bekommen nicht nur wir als Verbraucher zu spüren, auch Arbeitsplätze können gefährdet sein. Deshalb besteht dringender Handlungsbedarf“, so Huml.

 

Als stellvertretende Parteivorsitzende war sie am Montag bei der gemeinsamen Präsidiumssitzung von CDU und CSU in Köln. Die dabei verabschiedete Erklärung „Sicherheit in neuen Zeiten“ umfasst unter anderem Vorschläge zur Arbeitsplatzsicherung.

 

Wir brauchen eine sichere Energieversorgung und Stabilität bei den Preisen. Deshalb muss sich Deutschland erstens bei den Lieferbeziehungen breiter aufstellen, zweitens den Ausbau erneuerbarer Energien zügig voranbringen sowie drittens umfassende Senkungen der Umsatz-, Strom- und Energiesteuer beschließen“, betont Huml.

 

Das würde auch Handwerksmeistern wie Alfred Seel helfen, seine Preise stabil zu halten. „Für Brot und Brötchen musste ich die Preise schon anheben, auch bei anderen Backwaren komme ich um eine Erhöhung wohl nicht herum. Erleichtert bin ich, dass unsere Kunden auf die leider notwendigen Preiserhöhungen bisher verständnisvoll reagieren“, berichtet Seel.

 

Er glaubt, dass sich ein Bewusstseinswandel abzeichnet, der auch notwendig sei. „Es kann nicht sein, dass die Ernährung immer hinten dran steht, dass hier immer nur gespart und in anderen Bereichen, etwa bei Elektroartikeln, kaum auf den Preis geachtet wird. Das muss sich ändern und das tut es auch, ist zumindest mein Eindruck“, so der Obermeister.

 

Huml sieht das ähnlich: „Mich freut, wenn immer mehr Menschen beim Einkauf ganz bewusst zu regionalen Produkten greifen. Das stärkt unsere lokalen Produzenten, sichert Arbeitsplätze vor Ort und fördert eine nachhaltige Entwicklung, auch mit Blick auf Umwelt- und Klimaschutz.“

 

Ein Umdenken fordert die Europaministerin aktuell außerdem in der Nahrungsmittelpolitik. „Angesichts der weitreichenden Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine müssen wir auch die Welternährungsproduktion überdenken“, so Huml. Sie hält eine zeitweilige Aussetzung der Programme zur Flächenstilllegung für notwendig und tatsächlich hat die EU bereits im März befristete Ausnahmeregelungen erlassen. „Diese sind von unserer Bundesregierung allerdings nicht in vollem Umfang genutzt worden – leider. Denn jedes Brot, das wir mit Weizen aus Deutschland zusätzlich backen können, ist ein Beitrag im Kampf gegen den Hunger in Afrika oder im nahen und mittleren Osten“, betont Huml.  

 

Um globale Hungersnöte abzuwenden, brauche es zwar eine weltweite Kraftanstrengung, doch jeder Beitrag zähle. „Auch wir als Freistaat unterstützen mit unserem Bayerischen Afrikapaket die nachhaltige Entwicklung verschiedener afrikanischer Länder“, berichtet die Europaministerin. Das 12 Millionen Euro umfassende Paket fördere beispielsweise landwirtschaftliche Projekte im Senegal oder Wassergewinnungsvorhaben in Äthiopien, Kenia und Uganda.

 

„Unser Engagement in Afrika ist insgesamt breit aufgestellt. Wir investieren auch in Bildung und Energiegewinnung. Dabei geht es nicht nur darum, den Menschen Perspektiven im eigenen Land zu geben. Mein Ziel ist eine starke Partnerschaft auf Augenhöhe. Ein Beispiel: Für die Herstellung von grünem Wasserstoff kann Bayern das Knowhow und Afrika die Sonnenenergie liefern, eine klassische Win-Win-Situation“, erklärt Huml.





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