Die Chancen für eine zusätzliche Bahnstation in Bamberg sind enorm gestiegen. Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann hat seine Zusage allerdings unter einer wichtigen Bedingung gegeben:
"Wir sind bereit, den Bamberger Süden mit einem S-Bahn-Halt ans Bahnnetz anzuschließen, die Station zu finanzieren und S-Bahn-Züge dort halten zu lassen. Dafür muss die Stadt den Bahnausbau in Bamberg aber oberirdisch realisieren lassen", so Herrmann mit Blick auf die Stadt.
Staatsministerin Melanie Huml aus Bamberg fügte hinzu: "Der zusätzliche S-Bahn-Haltepunkt Bamberg Süd würde den öffentlichen Verkehr in der Region noch attraktiver machen. Damit könnte unter anderem auch Bayerns drittgrößte Veranstaltungshalle, die Brose Arena, erschlossen werden."
Herrmann kündigte an, dass sein Haus gemeinsam mit der Bahn die ersten Planungen angehen werde, damit das Projekt unmittelbar nach der Entscheidung über den Bahnausbau in Bamberg gestartet werden könne.
"Der Ball liegt jetzt bei der Stadt", betont Herrmann. Auf eine zügige Positionierung drängt auch der parlamentarische Staatssekretär Thomas Silberhorn: "Bamberg sollte seine spezifischen Anliegen jetzt aufs Gleis setzen. Der bestmögliche Lärmschutz und der geringstmögliche Eingriff ins Gärtnerland sind nur mit dem oberirdischen Streckenausbau machbar."
Wie aktuelle Untersuchungen der DB Netz AG zeigen, kostet der Bau des zusätzlichen Haltepunkts in Bamberg bei einer Untertunnelung der Neubaustrecke ein Vielfaches gegenüber einer Realisierung bei einer oberirdischen Durchfahrung und wäre wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen.
"Der neue Halt ist daher nur im Paket mit der oberirdischen Variante zu haben", betonte Herrmann am 7. Juni 2017. Das hat Herrmann auch bei einem Spitzengespräch unter Beteiligung der Bamberger Stadtspitze, der DB, des Bundesverkehrsministeriums und regionalen Mandatsträgern klargestellt.
Dabei hatte die DB auch darüber informiert, dass bei einem oberirdischen Ausbau der Flächenverbrauch für die Verbindung der Neubaustrecke zur Strecke nach Schweinfurt im sogenannten Bamberger Gärtnerland deutlich geringer ausfallen würde.
"Bamberg verdankt den Weltkulturerbetitel nicht nur der historischen Altstadt, sondern ebenso den Gärtnern. Deshalb müssen wir hier ganz genau darauf achten, ihre Flächen zu schützen", betont Staatsministerin Huml.
Beim Spitzengespräch wurde auf Vermittlung von Herrmann beschlossen, dass die DB Netz AG zwar nun vorerst nur die Planungen für den oberirdischen Ausbau weiter vertiefen wird, jedoch nicht das Baurecht anvisiert, solange sich nicht die Stadt Bamberg auf die von ihr favorisierte Ausbauvariante festlegt. Diese will vor ihrer Entscheidung noch ein eigenes Gutachten in Auftrag geben, sobald die offizielle Zugzahlenprognose des Bundes für den Zeithorizont 2030 vorliegt. Damit ist frühestens gegen Ende dieses Jahres zu rechnen.
"Die Frage des 'ob' wird beim Bahnausbau in Bamberg nicht mehr auf die Agenda kommen. Es geht nur noch um das 'wie'. Wenn südlich von Nürnberg nach Bamberg und nördlich von Thüringen nach Bamberg je vier Gleise verlaufen, dann können wir uns bei einem 10-Milliarden-Euro-Projekt keinen Flaschenhals in Bamberg leisten."
Silberhorn ergänzte: "Mit dem Bundesverkehrswegeplan 2030 ist die Maßnahme ein gesetzlicher Auftrag. Wir haben letztes Jahr hart verhandelt, um die Ostumfahrung als schlechteste Variante aus dem Entwurf zu streichen. Für Bamberg ist es nun höchste Eisenbahn, sich klar für eine der beiden verbliebenen Ausbauvarianten zu entscheiden."
Die Frage des Bahnausbaus im Gebiet der Weltkulturerbe-Stadt Bamberg im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit 8.1 (VDE 8.1) ist umstritten. Nach einem mehrjährigen Dialogprozess sind aktuell für die Stadt Bamberg noch zwei Varianten in der Auswahl: ein rund eine Milliarde Euro teurer oberirdischer Ausbau, der beim Lärmschutz Sichtachsen und städtebauliche Aspekte berücksichtigt, oder eine zweigleisige Tunneldurchfahrung unter dem Bamberger Hauptbahnhof, die mit satten rund 300 Millionen Euro mehr zu Buche schlägt.
Heuer im Dezember wird der Lückenschluss bei der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Bayern und Thüringen vollzogen. Das ermöglicht eine Verbindung zwischen München über Nürnberg nach Berlin mit einer Reisedauer unter vier Stunden. Bamberg gewinnt als Verkehrsknoten durch zusätzliche Verbindungen im Fern- und Nahverkehr an Bedeutung.